Das Schloss

Die ersten Schlösser entstanden in Deutschland zu Beginn der Neuzeit um 1450. Sie lösten mittelalterliche Burgen ab, dienten nicht mehr hauptsächlich zur Verteidigung, sondern als Wohn- und Regierungssitz eines Landesherrn. Das Schloss bot sowohl dem Herrscher als auch seinen Gästen und Bediensteten Unterkunft.

Manchmal waren zusätzlich staatliche Ministerien und Behörden darin untergebracht. Zur Erholung und Vergnügung gab es auf dem Land Jagd- und Lustschlösser sowie Sommerresidenzen für die königliche Familie.

Das Erscheinungsbild der Schlösser war stets abhängig von der jeweiligen Geschmacks- und Modeentwicklung, der Funktion der Architektur und des Ranges des Bauherrn. Es war von außen unschwer zu erkennen, ob ein Graf, ein Fürst oder ein Kaiser in der Residenz wohnte. Allen Schlössern war jedoch gemeinsam, dass sie oft symmetrisch und in verschiedenen, sich überschneidenden Stilen gebaut waren.

Eine Schlossanlage war wie eine kleine Stadt. Neben dem Landesherrn und seiner Familie wohnten oft mehrere hundert Personen am Hof: Wachen, Geistliche, Bedienstete, Beamte, Gelehrte, Schauspieler, Ärzte und Gesandte aus aller Welt. Nicht nur um das Schloss herum galt eine strenge Hierarchie, auch die Räumlichkeiten im Innern folgten in Anordnung und Einrichtung vorgegebenen Mustern.

Beispielsweise lagen die Repräsentationsräume des Herrschers meistens zentral im ersten Geschoss des Hauptgebäudes. Vor allem im 19. Jahrhundert waren Schlösser innen und außen mit üppigen Ornamenten, Skulpturen und Schrifttafeln geschmückt.

Seit dem Ende der Monarchie in Deutschland 1918 wurden keine neuen Schlösser mehr gebaut. Wenige erhaltene Residenzen werden heute noch von Adeligen bewohnt, meistens werden die Räumlichkeiten jedoch als Museen oder Verwaltungssitze genutzt.

Viele Anlagen wurden jedoch abgerissen oder im 20. Jahrhundert zweckmäßig zu Gefängnissen, Krankenhäusern oder Universitäten umgebaut. Heutzutage werden Schlösser oft unter großen Schwierigkeiten von Privatpersonen unterhalten.